C h r o n i k
Über erste karnevalistische Tätigkeiten in Alsdorf gibt die Chronik nur lückenhaft Auskunft. Im Jahre 1902, kurz nach der Jahrhundertwende, setzt sich um ersten Mal überhaupt so etwas wie ein Karnevalszug in Bewegung. Man nennt es damals noch Kappenfahrt und orientiert sich an ziemlich deftig-blutigen kriegerischen und politischen Auseinandersetzungen. Viele Alsdorfer Bürger verkleideten sich als Engländer und Buren und lieferten sich am Denkmalplatz eine "Schlacht" ohne das es "Verletzte" gab. Heikler hätte ein Thema nicht sein könne. Initiator und Kommandeur der "Engländer" war der Gastwirt Beuer aus der ehemaligen Gaststätte "Zur Traube" an der Mariensäule. Sein Gegenspieler war ebenfalls ein Gastwirt: Schang Lessnich von der Bahnhofstraße als Burengeneral Ohm Krüger. Während das lustige Treiben nur montags und dienstags und nur unter Männern üblich war, wurde am Aschermittwoch der "Hering geschörgt". In einer Alsdorfer Gaststätte hing ein einsamer Hering an der Decke, der von einem Mann in einer Schubkarre gefahren, mit dem Mund aufgefangen werden musste. In dieser Zeit fiel auch immer die Alsdorfer Kirmes. Es waren lose Verbindungen, die den Alsdorfer Karneval in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts prägten. Erstmals von einem Prinzen spricht die Chronik um das Jahr 1908 / 09. Der Gastwirt Otto Breuer aus dem Lokal Brosius in der Mariestraße, zog als Otto I. durch die Straßen. Am 11.11.1911 um 11.11 Uhr trafen sich acht stattliche Männer in der Gaststätte Schramm am Denkmalplatz und gründeten eine Arbeitsgemeinschaft für den Alsdorfer Karneval. Dies war die Geburtsstunde des heutigen Festkomitees. |
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Mit
Kornelius Hennes
als erster Prinz im Jahr 1912 begann der
organisierte Karneval in Alsdorf. Gewählt wurde er von Alsdorfer
Vereinen, die sich an den Arbeiten am Prinzenwagen und den Kosten
beteiligten. Es gab auch eine Prinzengarde, die Landknecht-Kostüme
trugen. Am Rosenmontag war der Prinzenwagen so hoch, dass er mit Prinz
nicht die Hauptstraße am Straßenbahngleis passieren konnte. Der Prinz
musste nach unten auf den Wagen.
1929 fand sich endlich eine
Karnevalsprinzessin, die damit auch dem Charme im rheinischen Brauchtum
in der Bergbaustadt zum Siege verhalf. Prinzessin
Käthe Schumacher
begleitete den Prinzen
Dagobert Helpenstein durch die Karnevalstage in
diesem nicht nur finanziell und wirtschaftlich schwierigen Jahr. Trotz
der am Rosenmontag herrschenden Kälte von 29 Grad waren die Teilnehmer
in bester Stimmung, richtige Jecken also.
Gleich ein Jahr später,
1930, gab es wieder einen Rosenmontagszug, diesmal bei höheren
Temperaturen und einer besseren Beteiligung des Alsdorfer Narrenvolks.
Nach dem zweiten Krieg gründete sich nach relativ wenigen Jahren wieder der
Alsdorfer Karneval. Wieder waren es Mitglieder der ASV (Alsdorfer
Sportverein), die sich hier besonders engagierten und Verdienste
erworben. Karneval 1950 wurde zum Ereignis für Alsdorf! Er war von Theodor Helpenstein bis ins kleinste Detail organisiert worden. Dazu gehört auch die Zusammensetzung des Prinzengefolges: "Der Prinz soll auch eine Prinzessin haben, und zum Hofstaat gehören zwei Hofdamen, ebenso Zeremonienmeister und Hofmarshall sowie Gardisten!" |
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Ein historisches Dokument, das allerdings erst 1998 nach Fotografien entstand: Exprinzen mal nicht "wie gemalt", sondern tatsächlich gemalt. Ein Zeugnis der frühen Jahre mit den fünf Gründern (von links) Fred Hermanns, Otto Kühlen, Toni Baumanns, Oswald Kalker und Hans Josef Dormanns | ||||||
Nach vier Jahren zog sich
Theodor Helpenstein 1954 zurück, blieg
jedoch der väterliche Ratgeber seines Nachfolgers
Toni Baumanns,
den er mit allen Gegebenheiten vertraut gemacht hatte, die für die
Leitung und Durchführung wichtig waren. Im Herbst des Jahres 1963 wurde der Festausschuss in das "Festkomitee Alsdorfer Karneval" umgewandelt. Das Festkomitee ist bis heute die Dachorganisation der 14 Karnevalsgesellschaften im Gebiet der ehemaligen Bergbaustadt Alsdorf. Jede Gesellschaft hat zwei Sitze und Stimmen. Außerdem haben alle ehemaligen Prinzen Sitz und Stimme, sofern sie Mitglieder der KG Ex-Prinzen sind.
Bis heute hat das
Festkomitee die Aufgabe, die Koordination der Interessen der einzelnen
Mitgliedsvereine und im Suchen und Wählen eines neuen Prinzenpaares mit
Gefolge. Die Prinzenproklamation und die Durchführung des
Rosenmontagszuges sind weitere wichtige Bestandteile der Arbeit des
Komitees.
Eine große und wichtige
Aufgabe ist außerdem der Bau des Prinzenwagens. In den ersten
Nachkriegsjahren wurden die Prinzen von den Karnevalsgesellschaften
gestellt. Diese hatten dann auch für den Prinzenwagen zu sorgen. Dennoch
lag die Verantwortung immer beim Festkomitee. Viele Jahre lang wurde
eine große Karnevals-Verlosung durchgeführt. Dadurch konnten die
Organisatoren die Prinzenwagen durch die Firma
Bardenheuer
bauen lassen.
Hinweis: Bei der Chronik wurden Auszüge aus dem Buch "100 Jahre Karneval in Alsdorf" von Toni Baumanns und Bernd Mathieu sowie einigen Zeitungsausschnitten und dem Buch der "KG Ex-Prinzen" entnommen. |